Die Klangmanufaktur

Ein Besuch in einer Werkstatt zur Generalüberholung von Konzertflügeln

Text: Andrew Levine Bilder: Juan Romero, Andrew Levine

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Juan Romero und ich hatten für den 27. ­November eine Werkführung in der Klangmanufaktur organisiert – einem Ort, an dem in der Regel ältere Steinway-Flügel aufwendig zu optimierten Konzertflügeln aufgearbeitet werden.

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Wegen der limitierten Teilnehmerzahl hatte ich zunächst nur meine Kolleg*innen aus der Regionalgruppe Nord eingeladen, schließlich allerdings den Call aufgrund freier Plätze auch noch an die Gruppe Musik- und Wortproduktion weitergegeben. So waren wir am Mittwochabend zu fünft vor Ort – mit einer Kollegin aus Berlin und einem Kollegen aus Münster, die beide trotz winterlich erschwerter Bedingungen angereist waren.

Nach der Begrüßung und einem leckeren Kaffee führte uns Oliver Greinus, der Geschäftsführer der Klangmanufaktur, zunächst in einen Raum mit vier Flügeln verschiedener Baujahre. Dort spielte Juan alle Instrumente an und wir diskutierten den Klang der Flügel im Vergleich sowie die Klang- und Restaurationsphilosophie der Manufaktur.

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Um es in einem Satz zusammenzufassen: Schnelligkeit bei der Ansprache und Linearität vom Diskant bis hinunter zum Bass (in Bezug auf Anschlag als auch Klang) ist das Ziel der Überarbeitungen.

Im Anschluss befassten wir uns etwa vier Stunden lang mit den einzelnen Optimierungsschritten der Restaurierung Kurz gesagt wird in den meisten Fällen die komplette PVC-Beschichtung des Instruments entfernt und durch einen klangneutralen Oberflächenschutz ersetzt. Der Resonanzboden wird ebenfalls von seiner Beschichtung befreit und aufwendig abgefräst, sodass er am Ende optimal klingt.

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Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Übergang zwischen den Lagen der gerade und überkreuzt gezogenen Saiten. Es soll während des Spiels, besonders bei Läufen, kein Bruch zu hören sein. Abschließend gaben uns die Pianist*innen SulA Kim und Christoph Schulz im Showroom L. v. Beethovens Waldstein-Sonate zum Besten. Während der Darbietung lagen wir abwechselnd unter den Instrumenten, um den Klang des Resonanzbodens hautnah zu erleben. Selbstverständlich ging es auch immer wieder auch um unsere individuellen Präferenzen für die Aufnahme von Konzertflügeln, sodass wir beschlossen, eine Fortsetzung dieser Veranstaltung mit einem Recording-Fokus zu organisieren.

Eine virtuose Kostprobe von L. v. Beethovens Sonate No. 21 durch SulA Kim
Eine virtuose Kostprobe von L. v. Beethovens Sonate No. 21 durch SulA Kim

Von wegen ausruhen! Konzentrierter Resonanzboden-Check
Von wegen ausruhen! Konzentrierter Resonanzboden-Check

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Vielen Dank an die Klangmanufaktur und besonders an Oliver Greinus für seine Zeit, das Engagement und die Bereitschaft für eine weitere Veranstaltung. Wir freuen uns schon auf den nächsten Besuch!

Link Klangmanufaktur

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Andrew Levine lernte im Alter von sechs Jahren die Violine kennen, sang in mehreren Chören und studierte ab 1986 als Solo-Tenor und Altus. Auf einen M.A. an der Universität Trier folgten im In- und Ausland AV-Produktionen mit dem Fokus auf Live-Aufnahmen in Stereo, Surround und 3D-Audio sowie Publikationen, Vorträge und Workshops. 2014 gewann er den Goldenen Bobby und aktuell ist er im VDT für die Regionalgruppe Nord und das Referat Musik- und Wortproduktion verantwortlich. Ausland AV-Produktionen mit dem Fokus auf Live-Aufnahmen in Stereo, Surround und 3D-Audio sowie Publikationen, Vorträge und Workshops.