Sternchenwarte

Text: Stefani Renner, Foto: Markus Thiel

Am Nachthimmel und an Weihnachten lieben wir Sternchen, in Texten jedoch eher nicht. Warum gibt es sie trotzdem? Und weshalb ist es eine gute Idee, wenn wir uns in unserer Branche der dahinterliegenden Problematik stellen? Wer in die Sterne schaut, kennt die Zukunft noch nicht. So geht es auch uns im Redaktionsteam des VDT-Magazins, wobei uns allerdings der hehre Wunsch antreibt, dem Nachhaltigkeitsziel Nummer 5 der Vereinten Nationen näher zu kommen: der Geschlechtergleichheit.

Ein weites Feld

Was für ein Thema! Seit der Ausgabe 2/2021 experimentieren die freien Autorinnen und Autoren sowie die Redaktion des VDT-Magazins mit geschlechterneutraler Schreibweise. Elegant war das mitunter nicht. Wir alle mussten und müssen noch lernen, wie eine nicht-ausgrenzende Ansprache funktionieren kann, ohne auf die Schönheit von Sprache verzichten zu müssen. Unsere Branche macht es uns dabei nicht leicht. Mit geschätzten 10 % Frauenanteil in der professionellen Audio-Szene übersieht man schnell, dass es außer dem generischen Maskulinum[1] auch andere Möglichkeiten der Formulierung gibt. Die Fachmagazine im freien Markt dienen dabei nicht als rühmliche Beispiele der sprachlichen Inklusion aller Geschlechter.

Warum gehört dieses Thema in unser VDT-Magazin? Gerade weil es seit langer Zeit immer wieder ein Stein des Anstoßes ist. In unserer großen Präsenzsitzung im Spätsommer 2022 hatten die Ehrenamtlichen den Umgang mit geschlechtergerechter Sprache ebenfalls thematisiert. Sie formulierten den Auftrag, nach Leitfäden zu suchen, die eventuell als Vorlage für den VDT dienen können. Dieser Artikel fasst erste Ergebnisse auf dieser Suche zusammen.

Warum ist uns die geschlechterneutrale Sprache wichtig? Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Wir wollen die Wenigen, die der männerdominierten Branche ein wenig Diversität verleihen, offenherzig einbinden. Wir möchten unsere Aufmerksamkeit dahin richten, wo unsere Branche sprachlich ausgrenzt, und an dieser Stelle besser werden. Sprache ist ein mächtiges Instrument: Sie ist die Grundlage für unser Denken. Daher gestalten wir mit unserer Sprache die Gedanken unserer Leser- oder Zuhörerschaft. Warum präsentiert sich unsere Branche offensichtlich so unattraktiv, dass nur wenige Frauen Tonprofi werden wollen? Wir wünschen uns Vielfältigkeit, die zudem sichtbar sein darf. Denn wie man in Köln perfekt gegendert[2] sagt: „Jede Jeck is anders!“[3].

Fußnoten, Teil 1:

1: Das generische Maskulinum ist eine Personen- oder Berufsbezeichnung in der grammatisch männlichen Form. Generisch bedeutet, das Wort soll als allgemeingültiger Oberbegriff dienen: Eine Personengruppe, die sich aus allen Geschlechtern zusammensetzt, wird männlich bezeichnet. Zur Rechtfertigung der Allgemeingültigkeit wird behauptet, das Wort habe keinen Sexus. Es zeige das biologische Geschlecht nicht an. Dies ist eine sprachliche Konvention, die zunehmend nicht mehr funktioniert. (aus: www.genderleicht.de)

2: Gender, gendern: Unter Gendern versteht man, bestimmte sprachliche Mittel zu verwenden, um Menschen aller Geschlechtsidentitäten sprachlich sichtbar zu machen. (aus: www.duden.de)

3: Jede Jeck is anders! Dieser kölsche Spruch bedeutet auf Hochdeutsch: Jeder Mensch ist anders! Der tiefere Sinn liegt darin, Toleranz und Nachsicht dem Anderen gegenüber walten zu lassen, aus dem Wissen um die eigene Unvollkommenheit.

In unseren Ehrenämtern und in der Mitgliedschaft ist die geschlechterneutrale Sprache nicht unumstritten. Meine persönliche Einschätzung ist, dass sich die Kritik überwiegend an den Sprachungetümen festmacht, die ein schlechtes Gendern hervorbringt. Daher möchte ich hier ein Plädoyer für gutes Gendern halten, denn weder wollen wir unsere nichtmännliche Leserschaft ausgrenzen, noch diejenigen, die sich in Gender-Sternwüsten unwohl fühlen. „Wir“, das meint in diesem Artikel übrigens in der Regel die Personen, die sich im VDT um die Kommunikation kümmern. Also unser Newsletter-Team, unser Webseiten-Team und die Interims-Redaktion dieses VDT-Magazins.

Gendern bedeutet die Anwendung geschlechtergerechter Sprache. Auf diese Weise wird die Forderung zur Durchsetzung der Gleichberechtigung von Männern und Frauen (...) in der sprachlichen Kommunikation ernstgenommen.

Zitat von Gabriele Diewald & Anja Steinhauer, Autorinnen von „Richtig Gendern“, Dudenverlag

Ziel dieses Textes ist es, eine Diskussion anzustoßen. Alle Standpunkte sollen im Laufe der hoffentlich entstehenden Diskussion zu Wort kommen dürfen und Schmerzgrenzen ausgelotet werden: Die eine Sichtweise, nach der das Nicht-Gendern völlig aus der Zeit gefallen ist, und die andere Seite, die die teilweise sperrige Veränderung der Sprache als Zumutung empfindet. Wenn sich diese beiden Standpunkte miteinander versöhnen und wir am Ende der Diskussion in unserer VDT-internen Kommunikation auf einen für alle gangbaren Weg abbiegen: Das wäre ein sehr schönes Ergebnis.

Besonders möchte ich deshalb zu Beginn auch an die denken, die sich zeitgleich mit all ihrer Kraft der vierten Welle der Pandemie entgegenstemmen, die alles geben, um Leben zu retten und zu schützen: die Ärztinnen und Ärzte, die Pflegerinnen und Pfleger in den Krankenhäusern, die Impfteams, die helfenden Hände in der Bundeswehr und in den Hilfsorganisationen.

Aus: www.bundesregierung.de, Abschiedsrede von Dr. Angela Merkel.

Ein Beispiel aus der Abschiedsrede unsere ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Großen Zapfenstreich am 2. Dezember 2021: Sie hat in ihren Reden stets gegendert und dies so eloquent getan, so dass es vermutlich niemandem aufgefallen ist, der nicht gezielt darauf geachtet hat.

Mit der Formulierung „an die denken“ vermeidet sie die Personennennung. Zweimal verwendet sie die Beidnennung, um danach mit „die helfenden Hände“ eine kreative Umschreibung zu nutzen.

Wo liegt das Problem?

Ich gehe davon aus, es herrscht Einigkeit bei der Annahme, dass das Geschlecht einer Koryphäe im beruflichen Umfeld gleichgültig sein sollte. Eine Aufnahme, Mischung, technische Planung oder Entwicklung muss vor allem gut sein, unabhängig davon, ob sich die ausführende Person als männlich, weiblich oder divers fühlt. Nur leider bildet unsere Sprache das häufig nicht ab. Viele Sprachen haben gegenüber dem Deutschen den Vorteil, dass dort Personenbezeichnungen geschlechtsneutral formuliert sind: „The doctor“ kann jedes Geschlecht haben, während man sich im Deutschen zwischen „der Arzt“ oder „die Ärztin“ entscheidet.

In Englisch enthält das grammatikalische Geschlecht des Wortes „doctor“ also grundsätzlich keine Information über das biologische Geschlecht der handelnden Person. Ganz anders verhält es sich im Deutschen, wo sprachlich bei Personenbezeichnungen zwischen männlich und weiblich differenziert wird. Hinzu kommt, dass besonders in Deutschland eine starke Trennung zwischen Frauen- und Männerberufen existiert. Daher sind hierzulande nahezu alle Berufsbezeichnungen in unserem männlich dominierten Fachgebiet in ihrer Grundform mit dem grammatikalisch männlichen Geschlecht versehen: Der Tonmeister, der Ingenieur, der Geräuschemacher, der Techniker und so weiter. Der weiblichen Bezeichnung wird dann ein „-in“ angehängt.

Oder es wird eben nicht angehängt, weil es als lästig oder unschön empfunden wird[4], zumindest wenn man im Plural von mehreren Personen verschiedener biologischer Geschlechter spricht. Die Sängerinnen in einem Frauenchor werden in dem Moment grammatikalisch zu Sängern, in dem ein einziger Mann dem Chor beitritt. Man nennt das dann generisches Maskulinum, von dem sich die weiblichen Mitglieder ebenfalls angesprochen fühlen sollen. Interessanterweise ist dies bei generisch weiblichen Berufsbezeichnungen anders: Mit dem Wort „Hebamme“ soll sich kein männlicher Entbindungspfleger identifizieren müssen; für diesen wurde der Beruf umbenannt.

Anerkennung für PflegekräfteFast drei Monate lang haben sie gestreikt. Am 19. Juli erreichen die Pflegekräfte der unterbesetzten Uni-Kliniken in Nordrhein-Westfalen ihr Ziel: einen Tarifvertrag, der ihnen nicht einfach nur mehr Geld (...) verspricht. Bundesweit erstmalig wird darin zum Beispiel eine Mindestzahl an Lehrkräften für Azubis in der Pflege festgelegt.“

*aus: Die ZEIT, 1/2023.

Pflegekräfte, Lehrkräfte und Azubis (Auszubildende) sind geschlechterneutrale Wörter.*

Die Frage, ob sich eine Frau mit der Bezeichnung „Tonmeister“, „Ingenieur“ oder „Künstler“ angesprochen fühlt, ist eine individuelle. Sie hängt von der Sozialisation der entsprechenden Person ab und sogar von ihrer Herkunft. Die harte Trennung in Männer- und Frauenberufe war beispielsweise in der DDR nicht üblich, weshalb tatsächlich etwa 50% der Personen in Ingenieursberufen Frauen waren. Unter diesen Umständen kann das generische Maskulinum funktionieren. Insbesondere jüngere Menschen jeden Geschlechts spricht es aber nicht mehr an: Sie fühlen sich entweder ausgegrenzt oder empfinden die männlich dominierte Sprache als unfair.

Tatsächlich gibt es linguistische Untersuchungen, die zeigen, dass junge Frauen kein Techniker werden wollen, da für sie dieser Beruf allein durch die Bezeichnung als männlich und damit als nicht passend empfunden wird. Das sollten wir ändern! Wir sollten nach innen und außen zeigen, dass gutes Hören mit den Ohren und dem Gehirn erfolgt, und mit nichts anderem! Dass der feinfühlige Umgang mit Musikerinnen und Musikern von jedem talentierten Menschen erlernt werden kann, oder dass analytisch-technische Arbeit auch Frauen Spaß macht.

Irgendwie alle – Das Burn-Out wiederum, das seinen medialen Höhepunkt in den 2010er-Jahren erreichte, verengte die Erschöpfung auf einen spezifischen Typus: den Büroarbeiter oder die Managerin.

aus: Die ZEIT, 1/2023. Bei einer Aufzählung von Berufen oder ähnlichem wird häufig abwechselnd die männliche und weibliche Form gewählt.

Seitdem Frauen einen sogenannten Männerberuf ergreifen dürfen, also seit einigen Jahrzehnten, entstand quasi automatisch das generische Maskulinum bei ihren Berufsbezeichnungen. Es galt damals als ungeheurer Schritt, dass Frauen überhaupt einen solchen Beruf ausüben durften. Gleichzeitig die Sprache entsprechend anzupassen – das hätte den Bogen weit überspannt. Aber die Zeiten ändern sich, und mit ihr ändert sich die Sprache. So sind wir jetzt an dem Punkt, diese eingeschliffene Ungerechtigkeit in unseren Formulierungen abzuschaffen.

Veränderung tut weh. Wir erinnern uns noch alle an die Schwierigkeiten, das Wort „daß“ aus unserer Schreibgepflogenheit zu verbannen. Eine ähnliche Lernleistung müssen wir jetzt mit der Einführung geschlechterneutraler Sprache erbringen, nur dass wir hier – ganz im Gegensatz mit der damals neu eingeführten Rechtschreibung – keinerlei verbindliche Vorgaben bekommen. Denn geschlechterneutrale Sprache ist nicht Gesetz, und jeder Autor, jede Autorin darf so schreiben wie es ihm oder ihr gefällt.

Eine Kurzanleitung

Als aufmerksam Lesende*r habe Sie sicher bemerkt, dass bis zu diesem Satz noch kein einziges Gender-Sternchen im Text vorgekommen ist. Wie habe ich das erreicht? Es gibt dazu ein paar einfache Vorschläge:

  • Als beste Lösung bietet sich die Verwendung von geschlechtsneutralen Wörtern an, zum Beispiel die Vertrauensperson statt des Vertrauensmanns, die Fachgröße oder Koryphäe statt des Experten.
  • Formulierungen mit Endungen auf -ung, -ium, -kraft, -schaft erzeugen ebenfalls geschlechtsneutrale Wörter: Lehrkräfte statt Lehrer und Leserschaft statt Leser, Kollegium statt Kollegen.
  • Viele Wörter sind grammatikalisch neutral, zum Beispiel „das Mitglied“!
  • Die Substantivierung von Partizipien oder Adjektiven ist eine weitere Lösung, etwa bei den Bezeichnungen Studierende, Lehrende oder Promovierende.
  • Mit kreativen Umschreibungen, etwa „ärztlicher Rat“ statt „Rat eines Arztes“ reduziert man die Anzahl der Personen im Text, wodurch sich in gleichem Maße das Problem der geschlechtsneutralen Personenbezeichnung verringert.
  • Durch eine Passivkonstruktion kann man die handelnde Person weglassen: „Der Antragsteller muss das Formular vollständig ausfüllen“ wird zu „Das Formular ist vollständig auszufüllen“. Diese Lösung möchte ich persönlich allerdings nicht überstrapazieren, denn eine journalistische Grundregel besagt, dass man das Passiv meiden sollte, wenn man lebendige Texte schreiben will.

Mit diesen Maßnahmen liest sich ein Text bereits größtenteils geschlechtsneutral. Die verbleibenden Personenbezeichnungen können dann auf mehrere Weisen behandelt werden: In der direkten Ansprache ist häufig die Beidnennung6 oder Paarform das Mittel der Wahl: „Liebe Leserinnen und Leser!“. In vielen Handbüchern wird sie allerdings nicht empfohlen, weil sie umständlich sei, den Text verlängere, auf Geschlechterunterschiede abhebe und diverse Menschen nicht einschließe. Ich persönlich nutze die Beidnennung deswegen nur selten. Übrigens: Immerhin 21 Mitglieder des VDT, also ungefähr 1 Prozent, haben in ihrem Profil den Haken bei „divers“ gesetzt.

Jetzt kommen die Sterne

Beim verbleibenden Rest setzt man dann je nach Geschmack das Gender*Sternchen, den Doppel:punkt oder das große Binnen-I ein. Letzteres ist inzwischen vielfach verpönt, der Doppelpunkt überliest sich schnell. Allein das Gender-Sternchen soll tatsächlich – neben Männern und Frauen – alle Geschlechter inkludieren. Aus diesen Gründen bevorzuge ich persönlich das Sternchen, vermeide es aber, wo es nur irgend geht.

Allerdings sind auch dem Einsatz von Gender-Zeichen Grenzen gesetzt. Immer dann, wenn es um Aufzählungen zum Beispiel von Berufsgruppen geht, wäre ein konsequentes Einsetzen des Sternchens sehr unschön: „Treffen Sie Toningenieur*innen, Entscheider*innen, Produzent*innen, Künstler*innen, Hersteller[7], Vertriebe, Entwickler*innen und Wissenschaftler*innen auf Europas führendem Kongress für Audioprofis!“ wäre kein guter Slogan zur Bewerbung der Tonmeistertagung. In solchen Sackgassen kann man sich eines Kunstgriffes bedienen, der vielfach in Tageszeitungen angewendet wird:

Man wechselt das generische Maskulinum mit dem generischen Femininum ab. Der Satz wird dann zu „Treffen Sie Toningenieure, Entscheiderinnen, Produzenten, Künstlerinnen, Hersteller, Vertriebe, Entwicklerinnen und Wissenschaftler auf Europas führendem Kongress für Audioprofis!“. Zugegebenermaßen hat diese Lösung auch ihre Schwächen, nur kennen wir bislang keine schönere Variante, die auf das generische Maskulinum verzichtet.

Solarenergie – Und schon jetzt hilft der grüne Strom dabei, zu verhindern, dass die Energiekosten weiter steigen. Die Fachleute von Ember berechnen auch dies: (...). »Wind und Sonne sparen den Europäern bereits heute Geld«, sagt Chris Rosslo von Ember.

aus: Die ZEIT, 1/2023. „Die Fachleute“ schließen Menschen aller Geschlechter ein. Bei „den Europäern“ handelt es sich um eine derart große, heterogene Gruppe, dass bei ihr beim gemäßigten Gendern häufig noch das generische Maskulinum verwendet wird.

Wie geht es weiter?

Die Geschlechtergleichheit kann nur durch ein geändertes Denken in unser aller Köpfen erreicht werden. Denken basiert auf Sprache, weshalb die Redaktion des VDT-Magazins in Zukunft vermehrt auf geschlechtergerechte Sprache achten wird.

Wir freuen uns, wenn wir dazu aus der Mitgliedschaft viel Resonanz erfahren und einen Prozess in Gang bringen, unseren Stil zu entwickeln. Unser offenes Ohr erreicht ihr unter .

Professur (w, m, d) W3 für Schlagzeug – Gesucht wird eine höchstqualifizierte künstlerische Persönlichkeit mit langjähriger Praxis in Orchester- und Solospiel sowie in der Kammermusik und mit umfangreicher pädagogischer Erfahrung, womöglich im Hochschulbereich.

aus: Die ZEIT 1/2023.

Stellenanzeigen geschlechtergerecht zu formulieren ist besonders schwierig. In diesem Fall werden die Berufsbezeichnungen Professor oder Professorin beziehungsweise Schlagzeuger oder Schlagzeugerin vermieden.

Gender-leicht – Wie Sprache für alle elegant gelingt

Auf der Suche nach einem guten Leitfaden für VDT-interne Gender-Richtlinien sind wir auf das Buch „Gender-leicht“ von Christine Olderdissen gestoßen, das von der DUDEN Bibliographisches Institut GmbH herausgegeben wird. Es vereint unsere beiden Wünsche, einerseits geschlechtergerecht und andererseits stilvoll zu formulieren.

In sieben Kapiteln und auf 2016 Seiten betrachtet es diese Problematik von allen nur denkbaren Blickwinkeln aus, geht auf Vorbehalte und Stilblüten ein und gibt vor allem mit sehr vielen praktischen Beispielen zahlreiche Anregungen für eigene Texte. Eine lohnenswerte Lektüre für alle, die geschlechtergerechte Texte schreiben oder die Thematik grundsätzlich verstehen wollen.

ISBN 978-3-411-75675-9, www.duden.de

Fußnoten, Teil 2:

4: „Linguisten wie Prof. Hartwig Kalverkämper und Prof. Peter Eisenberg erklärten in den 1980er-Jahren das Maskuline zur Norm. Mit der Behauptung, das generische Maskulinum sei ohne Sexus, wurde es als geschlechtsneutral hochgelobt. Die feministische Linguistik, mit Prof. Senta Trömel-Plötz und Prof. Luise F. Pusch und vielen nach ihnen, bemerkte jedoch die damit verbundene tendenziöse Bewertung: Das Männliche galt als das Positive, das Weibliche als die Abweichung und das Negative, Mangelbehaftete. Frauen extra zu erwähnen galt als mühevoll und überflüssig, da sie ja mitgemeint waren. Mittlerweile gibt es in der Linguistik dazu viele kluge Erkenntnisse, auch im historischen Ablauf der Debatte. Für Details lohnt es sich, dies nachzulesen.“ (aus: Gender-leicht, Christine Olderdissen, S. 116)

5: Beidnennung oder Paarform: Die Nennung „beider“ Geschlechter ist eine einfache Methode der geschlechtergerechten Sprache: Eine Personenbezeichnung erfolgt in der weiblichen und männlichen Variante. Die Beidnennung macht Frauen und Männer sichtbar, zum Beispiel: Journalistinnen und Journalisten. Sie betrachtet jedoch nur das binäre Geschlechterverhältnis. Die Beidnennung ist auch bekannt als Doppelnennung oder als Paarform. (aus: www.genderleicht.de)

6: Hersteller: Warum ist das Wort „Hersteller“ hier nicht gegendert? Man wendet geschlechtergerechte Sprache ausschließlich auf Personen an. In der Regel, und auch in unserem Beispiel, meint man mit dem Wort „Hersteller“ aber keine Person, also beispielsweise keinen Druckvorlagenhersteller, sondern eine Firma, ein Unternehmen. Es kommt daher beim geschlechtergerechten Formulieren auf den Kontext an!

Eine junge Frau wird geheiltEs gibt immer wieder Patienten und Patientinnen, an die sich Ärzte und Ärztinnen genau erinnern.

aus: Die ZEIT, 1/2023. Diese klassische Ansprache kann sehr langatmig werden. Der Satz hat hier 96 Zeichen; mit Gender-Sternchen wären es lediglich 74 gewesen, also knapp ein Viertel weniger.