Focus on technical refinement:
New standards for sound technology at the "Neues Volkstheater" in Munich
Text: Matthias Groß, Roland Meifert; Photos: Roland Halbe, Gerhard Plume, Matthias Groß
Text: Matthias Groß, Roland Meifert; Photos: Roland Halbe, Gerhard Plume, Matthias Groß
Das Münchner Volkstheater ist ein Haus mit langer Tradition, welche bis ins Jahr 1903 zurückreicht. Im Krieg zerbombt, zog es erstmals 1983 in neue Räume. 2021 bezog es schließlich einen Neubau, den wir uns mit unserer Gruppe ansehen durften.
Das Neue Volkstheater wurde auf einer Fläche errichtet, die einst einen angesagten Biergarten und gelegentlich auch einen Zirkus beherbergte. Die Planung dieses imposanten Neubaus erfolgte durch ein Generalübernehmerverfahren mit einem europaweiten Teilnahmewettbewerb. Diesem lag eine tausendseitige funktionale Leistungsbeschreibung zugrunde, in der die Theaterabläufe detailliert beschrieben wurden. Die Vergabe erfolgte schließlich zu einem Festpreis von 131 Mio. Euro an einen Generalunternehmer aus Bad Saulgau; das Gebäude wurde im Herbst 2021 in Betrieb genommen.
Das Volkstheater ist ein Repertoirehaus. Hier werden neben modernem Theater auch Live-Konzerte, Kabarett, Lesungen und Extras veranstaltet, sowie das Festival Radikal jung. Unser Rundgang führte durch die Werkstätten und Ateliers, die Bühnen 1 bis 3, Tonregie, Tonstudio, Ton-Aufnahmeraum, Videoeditierraum und Technikraum (mit aktiver Technik und Patchfeldern der Ton- und Videotechnik) sowie durch die Räumlichkeiten der Bühnenbeleuchtung.
Das Volkstheater stellt mit eigener Schreinerei, Schlosserei und Schneiderei sämtliche Bühnenbilder, Requisiten und Kostüme selbst her. Gekauft wird nur, was sich nicht in den eigenen Werkstätten produzieren lässt. Dies wurde bereits beim Bau berücksichtigt, und so sind Laderampe, Werkstätten, Montagehallen, Proben- und Seitenbühnen logistisch günstig um Bühne 1 herum angeordnet und mit großformatigen Toren verbunden.
Durch die Seitenbühne ging es durch die Kulissen von Was ihr wollt auf die Bühne 1. Eine Drehbühne, vier Doppelstock-Podien, ein 28 Meter hoher Bühnenturm und bis zu 32 gleichzeitig fahrende Zugstangen bilden hier die Grundlage für anspruchsvolle Inszenierungen. Die Dynacord-Beschallungsanlage aus dem alten Volkstheater ist heute hinten rechts und links der Bühne installiert. Audioeinspielungen – wie z. B. Musik und Effektgeräusche – werden überwiegend über diese Lautsprecher anstatt mit der Hauptbeschallungsanlage verstärkt, um sie besser in das Bühnenbild einzubetten.
Die Hauptbeschallung für den Saal besteht aus acht LINA-Lautsprechern von Meyer Sound auf jeder Seite sowie einem Center-Cluster mit X40. Ergänzt wird dies durch vier mobile X20-Nearfills, zwei 1100-LFC sowie vier 750-LFC Subwoofer, zusätzliche zehn X40 als Surround-Lautsprecher und einem Voice-of-God-Lautsprecher über der Bühne.
Das Mischpultsystem System T von SSL sorgt für eine präzise Kontrolle des Sounds. Es ist mit drei Bedienoberflächen ausgestattet: Ein S300-16 dient als mobiles Mischpult für Proben in der Saalmitte, über ein S500m-32 in der Saalregie findet der FOH-Mix statt und in der Tonregie steht ein S300m-32. Für die Drahtlostechnik wird ein EM 6000-System von Sennheiser verwendet, und für die Audioübertragung steht ein bühnen- und hausübergreifendes DANTE-Netzwerk zur Verfügung.
Rechts und links des Saals befinden sich unter der Decke aus raumakustischen Gründen einige Trockenbauelemente, die eine niedrigere Installation der Line-Array-Lautsprecher erforderte als ursprünglich geplant. Dieser Kompromiss soll zukünftig durch eine höhere Anbringung der Hauptbeschallung überwunden werden.
Die Tonabteilung musste insgesamt jedoch nur wenige Kompromisse eingehen; das Gesamtresultat ist äußerst zufriedenstellend. Die herausragende Sprachverständlichkeit und der geringe Störpegel durch Lüfter und Klimageräte unterstreichen die sorgfältige Planung und Umsetzung der Tonregie.
Hingucker sind die individuell ansteuerbaren Leuchten in den Blumentöpfen an den Wänden des Saals, die mittels DMX-Steuerung kreative Lichteffekte und Schriftzüge ermöglichen.
Danny Raeder ist seit über 20 Jahren in verschiedenen Positionen am Volkstheater tätig und konnte so nicht nur vielfältige Anekdoten aus dem Betrieb und über den Neubau preisgeben, sondern auch jede Nachfrage der interessierten Tonmeister*innen kompetent beantworten.
Wären an diesem Abend nicht auf allen drei Bühnen des Hauses Aufführungen angesetzt gewesen, hätte die Besichtigung sicher wesentlich länger gedauert. So jedoch führte uns Danny kurz vor Aufführungsbeginn nach kurzem Abstecher auf Bühne 2 wieder hinter die Kulissen und in den Keller, wo es neben der beeindruckenden Technik der verfahrbaren Bühnenpodeste und Züge das Herzstück der AV-Technik zu sehen gab. Die Exkursion führte uns auch zur Bühne 3, einem klassischen Blackbox-Theater. Hier wurde die Vielseitigkeit des neuen Volkstheaters nochmals deutlich. Den Abschluss der Besichtigung bildete das für uns nicht minder interessante Tonstudio des Hauses. Hier werden neben Aufnahmen für die Theaterproduktionen auch gelegentliche Geburtstags- und Weihnachtsständchen der Belegschaft produziert.
Nach drei ausgesprochen interessanten und kurzweiligen Stunden im Volkstheater ließ die Gruppe den Ausflug gemeinsam mit Danny Raeder im nahegelegenen Paulaner Bräuhaus ausklingen. Vielen Dank an dieser Stelle dem Leitungsteam der Regionalgruppe München, an Danny für seine kompetente Führung und an den Intendanten Christian Stückl, der höchstpersönlich einigen Tonmeistern die Garderobe reichte. Das neue Volkstheater München wird uns sowohl in architektonischer als auch in tontechnischer Hinsicht in sehr guter Erinnerung bleiben!
Roland Meifert beschäftigt sich seit 20 Jahren mit der Aufzeichnung und Wiedergabe von Sprache und Musik und entdeckt dennoch täglich Neues. Nach ersten Schritten beim Hörfunk und einem Klassiklabel seit 10 Jahren im eigenen Studio. Gerade die mobilen Produktionen, hierbei vorwiegend Aufzeichnungen von Theateraufführungen, wecken den Spieltrieb in ihm und führen auch mal zu unkonventionellen Lösungen.
Matthias Groß kam über die elektronische Musikproduktion zur Medientechnik und ist in diesem Bereich aktuell als Fachplaner tätig. Als Freiberufler kümmerte er sich bereits um die Planung aufwendiger Lichtdesign-Installationen in Multiplex-Kinoneubauten und veröffentlichte mehrere eigene Musikproduktionen bei verschiedenen Labels.