Treffen der Regionalgruppe Berlin bei Audiowerk Berlin

Text: Theodor Przybilla; Fotos: Georg Fett

Traditionell endet das Jahr der Berliner Gruppe des VDT mit dem Adventsstammtisch. Diesmal fand dieser genau am Nikolaustag statt, weshalb auf den Tischen an jedem Platz ein kleiner Schokoladen-Nikolaus auf uns wartete. Über 30 Gäste wollten es sich nicht entgehen lassen, den Jahresausklang in festlicher Runde miteinander zu begehen.

Block 1

Wir waren bei IT-Audio – auch Audiowerk Berlin genannt – zu Gast. Till Schwartz, Geschäftsführer und VDT-Mitglied, hatte uns in die Räumlichkeiten eingeladen. Schon einmal, im März 2023, waren wir dort gewesen, um einem Vortrag von Gerd Steinke über 100 Jahre Rundfunk zu lauschen. Der Raum ist für Konferenzzwecke hergerichtet. Er befindet sich im ehemaligen Verwaltungstrakt der Firma Maggi. Seine wunderbare Akustik ist, da für Sprachveranstaltungen ausgelegt, eher trocken, jedoch ist der Saal zusätzlich mit einer umfangreichen Technik im Deckenbereich ausgestattet, die es ermöglicht, unterschiedliche akustische Verhältnisse herzustellen. Zu diesem Zweck befinden sich eine große Zahl von Lautsprechern der Firmen Yamaha und Meyer Sound im Deckenbereich, ebenso sind dort Mikrofone installiert. Die unterschiedlichen akustischen Möglichkeiten wurden bei der Veranstaltung präsentiert – von mir in der Einladung als Überraschung angekündigt.

Diesmal waren die zwei jungen Cellistinnen und „Jugend musiziert“-Teilnehmerinnen Anna Beimesche und Fruszina Bosch eingeladen (13 und 14 Jahre alt). Ihr musikalischer Beitrag war der Auftakt des Abends. Das hervorragende Spiel wurde mit großem Applaus gewürdigt; von unserem Co-Gastgeber Yamaha wurden beide mit je einem Pärchen Kopfhörern belohnt.

Vortrag über aktive Akustik

Ein Stück ihres Repertoires war zuvor aufgezeichnet worden und diente Gerrit Carstens (Senior Installed Sound Specialist bei Yamaha Music Europe) in seinem Vortrag der Erläuterung und Demonstration. Ihm zur Seite stand Arthur Koll, Manager Sales Central Europe B2B, der auch mein Partner bei der Vorbereitung dieses Adventsstammtisches war.

Gerrit Carstens präsentierte das AFC Enhance, 1985 bereits als AFC Ensemble auf den Markt gebracht; inzwischen ist die vierte Generation davon auf dem Markt. Was verbirgt sich dahinter? Mit besagter Anlage, bedient mit einem Tablet, kann man mithilfe unterschiedlicher Parameter die Akustik eines Raumes verändern. Voraussetzung ist eine teils immense Installation an Lautsprechern und Mikrofonen; das Prinzip ist jedoch nutzerfreundlich und einfach: Es beruht darauf, dass in einem Raum Bauteile enthalten sind, die als Absorber fungieren und akustische Energie vernichten. Dies ist zwar vorteilhaft für die Verständlichkeit sprachlicher Darbietungen, jedoch für Musikaufführungen, insbesondere klassischer Art, ungeeignet. Also sollte diese absorbierte Energie wieder zurückgebracht werden. Die vorwiegend im Deckenbereich angebrachten Mikrofone nehmen die Schallenergie auf; über Verstärker und die vielen Lautsprecher wird diese dem Raum akustisch wieder zugefügt.

Das Einstellen des Verstärkerweges ist nicht trivial. Es sollte möglichst eine Verstärkung gewählt werden, die etwa 15 dB unter dem Rückkopplungspunkt liegt. Bei der Anordnung der Mikrofone und Lautsprecher muss jedoch darauf geachtet werden, dass beide Komponenten weit auseinander liegen. So ergibt sich ein enormes „Spinnennetz“ an Mikrofonen und Lautsprechern.

Ein Rückblick

Philips hatte ein solches System schon in den 80er Jahres des letzten Jahrhunderts auf den Markt gebracht. Mein beruflicher Alltag fand im ICC-Berlin statt, in dem seinerzeit Prof. Georg Plenge ebenfalls ein gleich geartetes System hatte installieren lassen. Im ICC-Berlin konnte ich damit in dem 5000 Personen fassenden Saal die Nachhallzeit von etwa 1,5 s auf etwa 2,2 s erhöhen, ohne weitere technische Mittel einzusetzen. Wohl aber bestand das System aus 50 separaten Kanälen. Mein größtes Lob erhielt ich in diesem Zusammenhang von den 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker, die häufig bei Eröffnungsveranstaltungen von Kongressen spielten. Das System war leicht zu bedienen, jedoch erforderte die Einrichtung mitunter viel Zeit. Nun ja, die Technik Mitte der 70er-Jahre war noch nicht so ausgereift wie dieser Tage; aus Kostengründen konnte leider keine auch Studiotechnik verbaut werden.

Die heutige Lösung

Was bietet nun Yamaha? Im Grunde genommen genau das gleiche. Jedoch sind in deren AVC Enhance elektronische Mittel enthalten, wie etwa Nachhall und Verzögerung, die den Signalen hinzuaddiert werden. Dies hat zur Folge, dass man mit weniger Mikrofonen und Lautsprechern auskommen kann. Ein Beispiel sei genannt: Im Probensaal eines Orchesters wollte das Orchester unbedingt die gleiche Akustik vorfinden wie im Konzertsaal. Das hat Yamaha überzeugend ermöglicht. Inzwischen hat Yamaha viele Säle weltweit mit ihrem System ausgestattet.

Eine solche Einrichtung ist nicht unbedingt Tagesthema eines Tonmeisters, weshalb die Teilnehmer interessiert dem Vortrag lauschten und auch die akustischen Beispiele auf sich wirken lassen konnten. Die gesamte Veranstaltung wurde per Video aufgezeichnet und wird demnächst auf der VDT-Homepage veröffentlicht. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die klanglichen Beispiele natürlich nicht so wiedergegeben werden können, wie man es live erleben konnte.

Ein guter Abschluss

Den krönenden Abschluss des Abends bildete ein reichhaltiges Buffet, gesponsert durch Yamaha. Zum Schluss soll nochmals gedankt werden: Till Schwartz als unserem Gastgeber, Arthur Koll als Mittelsmann zu Yamaha, Gerrit Carstens als unserem Referenten, und den beiden Cellistinnen Anna Beimesche und Fruszina Bosch. Sehr erfreut stellte ich fest, dass zahlreiche neue und auch junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen waren – ein schönes Ende eines erfolgreichen Berliner Gruppenjahres!